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(Karol Wojciak) Herodek

* 1892, Lipnica Wielka
† 1971, Lipnica Wielka

Herodek wurde im Dorf Lipnica Wielka geboren, in dem er bis zu seinem Tode lebte. Er kam aus armen Verhältnissen und war ohne Schulausbildung. Eine herrschsüchtige Großmutter wurde im Dorf „Herodes“ genannt. Folglich waren alle Nachkommen die kleinen Herodes, polnisch Herodek. Im Dorf war Herodek sehr beliebt, besonders bei den Kindern, denen er seine Lieder vorspielte und Märchen und Legenden erzählte. Er war der Dorfhirte, der jeden Tag Kühe, Schafe und Schweine auf die Dorfwiese trieb und immer fröhlich und singend dabei war. Aus einfachen Brettern, Kisten und Drähten fertigte er geigenähnliche Instrumente und war in der Lage, Volkslieder und eigene Schöpfungen darauf zu spielen. Auf Dorffesten stieg die Stimmung erst dann auf den Höhepunkt, nachdem die offizielle Kapelle schwieg und Herodek zum Tanz aufspielte. Die Dorfwiese wurde von einem mehr oder weniger brüchigen Lattenzaun begrenzt. Aus Stücken davon schnitzte Herodek Heiligenfiguren, Madonnen, Teufel und Volkshelden. Er saß dann gebeugt auf der Wiese, fröhlich singend und lachend und trug mit den Fingern die wenigen Farben, die ihm zur Verfügung standen – weiß, blau und rot – auf. Mit einem Blei- oder Farbstift deutete er Augen und Gesichtszüge umrisshaft an. Sein Realitätsgefühl war so ausgeprägt, dass der dargestellte Heilige für ihn klar erkennbar war. Erstmals zeigte das Museum in Zakopane 1959 Arbeiten von Herodek. Nach den ersten Ausstellungen wurde er sehr schnell bekannt und Kunsthistoriker, Psychologen, Musikforscher und Experten für Volksmusik und Volkstanz interessierten sich für Werk und Leben des Karol Wojciak „Herodek“.

Ausstellungen u.a.: 1959 Zakopane; 1987 Itzehoe; 1997 Zagreb; 2000 Hannover; 2004 Hannover; 2005 Lapinjärvi, Helsinki; 2006 Helsinki.
Ausführliche Dokumentation in RawVision Nr. 20.
 


(Karol Wojciak) Herodek

Heilige, um 1970, Höhe 31 cm